Gastbeitrag von Dr. Martin Danner„Inklusives Gesundheitssystem schaffen – Barrieren abbauen!“

Die BAG SELBSTHILFE e.V. als Dachverband der Selbsthilfeorganisationen behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen setzt sich für die rechtliche und tatsächliche Gleichstellung behinderter und chronisch kranker Menschen ein. Gastbeitrag von Dr. Martin Danner, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft.

Nicht ohne Grund fordert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für alle Menschen ein Recht auf sichere und qualitativ hochwertige Versorgung. In Deutschland haben zwar theoretisch alle Menschen Zugang zur gesundheitlichen Versorgung, in der Praxis gibt es aber eine Vielzahl von Hindernissen für manche Patientengruppen.

Knapp 10 Prozent (9,4 Prozent) der Bevölkerung in Deutschland leben mit einer Schwerbehinderung; ihre Anzahl wird voraussichtlich auch in Zukunft in einer älter werdenden und wachsenden Gesellschaft zunehmen.

Das Gesundheitssystem ist darauf nach wie vor nicht eingestellt: Denn es stellt Menschen mit Behinderungen noch immer vor viele Herausforderungen: So sind zahlreiche Arztpraxen oder sonstige Gesundheitsdienstleister nicht barrierefrei, was die Versorgung der Betroffenen erheblich einschränkt; im Ergebnis ist die freie Arztwahl für Menschen mit Behinderungen nicht vorhanden. Noch schlimmer ist es oft in ländlichen Gebieten: Hier finden Betroffene inzwischen manchmal gar keine Arztpraxis mehr, die barrierefrei ausgestattet ist. Dabei fehlen nicht nur bauliche Hilfestellungen wie Rampen und Fahrstühle, sondern auch andere Unterstützungsmaßnahmen wie etwa Orientierungssysteme für blinde und sehbehinderte Menschen und barrierefreie Kommunikationsmöglichkeiten, insbesondere die Verwendung von Leichter Sprache und/oder Piktogrammen.

Besonders schwierig ist die Situation in der Gynäkologie; hier hat die Unterversorgung zur Folge, dass Frauen mit Behinderungen kaum Praxen finden, in denen sie beispielsweise die ihnen zustehende Krebsvorsorge in Anspruch nehmen können, da keine entsprechenden barrierefreien Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Die wenigen Spezialambulanzen, die sich aus der Not herausgebildet haben, schließen teilweise oder haben die entsprechenden Untersuchungsgeräte nicht mehr zur Verfügung.

Zudem sind viele Ärztinnen und Ärzte leider zurückhaltend bezüglich der Behandlung von Menschen mit Behinderung, da die Behandlung insgesamt häufig mehr Zeit in Anspruch nimmt. Hier ist es dringend erforderlich, dass dieser erhöhte Zeitaufwand besser im einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) abgebildet wird; erste Ansätze dazu gibt es bereits, diese reichen aber noch nicht aus.

Dabei ist die Bundesrepublik Deutschland längst zur Herstellung der Barrierefreiheit vertraglich gebunden: In Artikel 9 Absatz 1 verpflichtet die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ihre Unterzeichnerstaaten, geeignete Maßnahmen zu treffen, um für Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen den Zugang zur physischen Umwelt, zu Transportmitteln, zu Information und Kommunikation, einschließlich Informations- und Kommunikationstechnologien und -systemen, sowie zu anderen Einrichtungen und Diensten, die der Öffentlichkeit in städtischen und ländlichen Gebieten offen stehen oder für sie bereitgestellt werden zu gewährleisten.

Durch die Ratifizierung von Bundestag und Bundesrat ist die Konvention im Jahr 2009 zu geltendem deutschen Recht geworden. Damit ist es Aufgabe des Staates, diese in der UN-Behindertenrechtskonventionen formulierten Rechte so umzusetzen, dass sie auch tatsächlich im Alltag gelebt werden und bei den Betroffenen ankommen. Hier gibt es noch viel zu tun!


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Dr. Martin Danner | Jurist und Bundesgeschäftsführer der BAG SELBSTHILFE e.V. Nach seinem Studium in Heidelberg hat er einige Jahre als Rechtsanwalt mit der Spezialisierung im Gesundheitsrecht gearbeitet, bevor er die Leitung des Referats Gesundheitspolitik und Selbsthilfeförderung der BAG SELBSTHILFE übernommen hat. Dr. Martin Danner ist Sprecher der Patientenvertretung beim Gemeinsamen Bundesausschuss.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung, chronischer Erkrankung und ihren Angehörigen e.V. (BAG SELBSTHILFE) ist die Vereinigung der Selbsthilfeverbände behinderter und chronisch kranker Menschen und ihrer Angehörigen in Deutschland.

Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt: Diabetesprävention„Diabetesprävention: sichtbar machen und weiter nach vorne bringen!“

Zur Prävention von Diabetes mellitus hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) die „Nationale Aufklärungs- und Kommunikationsstrategie zu Diabetes mellitus” entwickelt. Prof. Dr. Martin Dietrich, kommissarischer Direktor der BZgA, erläutert die Strategie.

Herr Professor Dietrich, warum ist es wichtig, die Bevölkerung über Diabetes zu infomieren?

In Deutschland leben etwa 7 Millionen Menschen mit Diabetes und 1,3 Millionen von ihnen wissen es gar nicht. Typ-2-Diabetes ist im Erwachsenenalter mit etwa 93 Prozent die häufigste Diabetesform und steigt mit zunehmendem Alter an. An Typ-1-Diabetes erkrankt man hingegen vorwiegend im Kindes- und Jugendalter. Die Krankheit kann Folgeerkrankungen an Organen verursachen, und Menschen mit Diabetes sowie ihre Angehörigen leiden oftmals unter psychosozialen Belastungen. Das Risiko, einen Diabetes zu entwickeln wird häufig unterschätzt. So gehen knapp 80 Prozent der Menschen mit einem erhöhten Diabetesrisiko davon aus, ihr Risiko sei eher gering, an Diabetes zu erkranken. Auch die Hausärzteschaft vermutet, dass der Wissensstand und das Risikobewusstsein zu Diabetes bei ihren Patientinnen und Patienten gering bis mittelmäßig sind.


Was kann eine effektive Diabetesprävention leisten?

Ein gesunder Lebensstil kann das Risiko deutlich reduzieren, an Typ-2-Diabetes zu erkranken oder Folgeerkrankungen bei bestehendem Diabetes zu entwickeln. Übergewicht und Adipositas sind dabei wichtige beeinflussbare Faktoren und die gegenwärtigen Umgebungs- und Lebensbedingungen – die häufig Bewegungsmangel – und unausgewogene Ernährung fördern – begünstigen einen Anstieg von Typ-2-Diabetes. Andererseits können Typ-2-Diabetes sowie auch weitere nicht übertragbare Erkrankungen durch geeignete und sich ergänzende verhaltens- und verhältnisbezogene Maßnahmen teils verhindert werden. Diese Maßnahmen sollten die Bevölkerung auch für die Herausforderungen der Diabetesprävention sensibilisieren, ihr aber ebenfalls die Möglichkeiten aufzeigen, ihnen zu begegnen. Dazu zählt auch, gesichertes Wissen zu Gesundheitsfragen zu vermitteln, die Gesundheitskompetenz zu erhöhen und Selbstwirksamkeit zu stärken.


Welche Aufgabe hat die BZgA bezüglich der Diabetesaufklärung?

Die BZgA hat die originäre Aufgabe, die Bevölkerung durch qualitätsgesicherte Aufklärung zu Gesundheitsthemen zu informieren und sie durch adressatengerechte Ansprache zu einer gesunden Lebensweise zu motivieren. Dabei sind Teilhabe von Zielgruppen und Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen, sozialversicherungsrechtlichen sowie staatlichen Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartnern wesentliche Bausteine für den Erfolg präventiver Maßnahmen.

Daher ist es folgerichtig, dass die BZgA durch das BMG betraut wurde, an der Entwicklung der „Nationalen Aufklärungs- und Kommunikationsstrategie zu Diabetes mellitus“ mitzuwirken und diese zu koordinieren. Gemeinsam mit dem eigens eingerichteten Fachbeirat mit Vertretungen aus für die Diabetesaufklärung relevanten Verbänden sowie Organisationen und Institutionen wurde die Strategie mit ihren Handlungsfeldern, Zielen und Zielgruppen in einem partizipativen Prozess erarbeitet und im November 2022 veröffentlicht (www.diabetesnetz.info).


Was umfasst die Nationale Aufklärungs- und Kommunikationsstrategie zu Diabetes mellitus?

Der Fokus der Nationalen Aufklärungs- und Kommunikationsstrategie zu Diabetes mellitus liegt auf der Verhaltensprävention durch nicht stigmatisierende Information und Aufklärung zu Diabetes und seinen Risiko- und Schutzfaktoren – inbesondere zu Typ-2-Diabetes. Die Strategie soll dazu beitragen, dass in der Bevölkerung der Wissensstand über Diabetes verbessert, die gesellschaftliche Akzeptanz der Erkrankung gesteigert sowie das präventive und gesundheitsförderliche Verhalten gestärkt werden. Gemeinsam mit dem Fachbeirat wurden hierzu drei Handlungsfelder formuliert.

Handlungsfeld I „Diabetes vermeiden“ fokussiert auf die Primärprävention des Typ-2-Diabetes und die Gesundheitsförderung. Dabei werden insbesondere die Risikofaktoren Übergewicht und Adipositas, körperliche Inaktivität, unausgewogene Ernährung sowie Rauchen adressiert.Handlungsfeld II „Diabetes früh erkennen“ setzt den Schwerpunkt auf die sekundärpräventiven Früherkennungsmöglichkeiten hinsichtlich Typ-2-Diabetes und Gestationsdiabetes, die die Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen der ambulanten ärztlichen Versorgung kostenlos in Anspruch nehmen können.Handlungsfeld III „Diabetes gut behandeln“ legt den Schwerpunkt auf die Vermeidung oder Abmilderung diabetesspezifischer Komplikationen bzw. Folgeerkrankungen durch verbesserte Kenntnis von Möglichkeiten, wie ein bereits bestehender Diabetes gut behandelt werden kann und sich nicht weiter verschlimmert.


Welche Zielgruppen sollen angesprochen werden?

Generell soll die Strategie die Allgemeinbevölkerung ab 18 Jahren ansprechen. Wichtige Teilzielgruppen sind Menschen mit einem besonderen Diabetesrisiko (medizinische Aspekte: z. B. Menschen mit genetischer Disposition, übergewichtige Menschen, schwangere Frauen), vulnerable Gruppen (soziale Aspekte: z. B. Menschen mit Migrationshintergrund, niedrigem sozioökonomischem Status, geringerer Bildung, höherem Lebensalter) sowie Menschen mit Diabetes. Dabei werden auch die in den Lebenswelten wichtigen Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wie medizinisches Fachpersonal (u. a. Ärzteschaft, Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater, Diabetesberaterinnen und Diabetesberater) sowie pädagogisches Fachpersonal (u. a. Erzieherinnen und Erzieher, Lehrkräfte) einbezogen.


Welche Unterstützung leistet das derzeit in der Gründung befindliche Kooperationsnetzwerk zur Diabetesprävention?

Es gibt in Deutschland bereits zahlreiche Akteurinnen und Akteure, die zu Diabetes und seinen Risiko- und Schutzfaktoren Aufklärungsarbeit leisten. Um hier Synergieeffekte zu nutzen und Lücken aufzuzeigen, soll ein Kooperationsnetzwerk aufgebaut werden. In diesem sollen prioritäre konkrete Ziele formuliert und darauf aubauend die weitere qualitätsgesicherte Maßnahmenplanung und -umsetzung erfolgen. Die Vielfalt der Akteurinnen und Akteure mit ihren unterschiedlichen Präventionsansätzen bleibt erhalten und unterstützt die Weiterentwicklung innovativer Kommunikationsansätze. In die Maßnahmenplanung und -umsetzung fließen auch Ergebnisse der Projekte ein, die bereits im Rahmen der Strategieentwicklung durchgeführt wurden und auf die aufgebaut werden kann. Im Fokus steht dabei das Diabe-tesinformationsportal diabinfo.de, das bereits als zentrale Plattform für die Verbreitung von Informationen zu Diabetes entwickelt wurde und weiterentwickelt wird.


Wie geht es weiter?

Die im November 2022 veröffentlichte Nationale Aufklärungs- und Kommunikationsstrategie zu Diabetes mellitus ist als Grundstein zu verstehen. Nun gilt es, zusammen im Rahmen des aufzubauenden Kooperationsnetzwerks „Diabetesnetz Deutschland – gemeinsam gesünder“ die Strategie wirksam in die Praxis umzusetzen und weiterzuentwickeln. Die Herausforderungen liegen dabei in der Komplexität der Diabetesprävention, in der Entwicklung eines integrierten und abgestimmten Umsetzungskonzepts und darin, die Nachhaltigkeit der Aufklärungs- und Kommunikationsstrategie sicherzustellen. Das Kooperationsnetzwerk bietet die Chance, der Diabetesprävention mehr Sichtbarkeit und mehr Gewicht zu geben und sie damit weiter nach vorne zu bringen.


Die Fragen stellte Ulrike Meyer-Funke, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG).

Lesen Sie dazu auch:

Interview mit BVPG-Präsidentin Dr. Kirsten Kappert-Gonther, MdB: „Es muss einfacher werden, einen gesunden Alltag zu leben“.

Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Klimawandel: Interview mit Prof. Dr. Susanne Moebus, Direktorin des Instituts für Urban Public Health am Universitätsklinikum Essen und Keynote-Speaker des Präventionsforums 2022: „Klimawandel und Gesundheit können zum positiven Narrativ werden“.

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Prof. Dr. Martin Dietrich | Seit 2021 Kommissarischer Direktor der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), zuvor stellvertretender Leiter. W3-Professur für Betriebswirtschaftslehre (BWL) an der Universität des Saarlandes, Management des Gesundheitswesens, Schwerpunkt Innovation und Versorgungsentwicklung, seit 2017 Honorarprofessor. Studium der Volks- und Betriebswirtschaftslehre, Schwerpunkt Management im Gesundheitswesen.

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) bereitet Informationen zur Prävention und Gesundheitsförderung adressatengerecht auf und koordiniert ihre Dissemination. Dies umfasst die Entwicklung von Konzepten und Materialien (z. B. Anzeigen, Plakate, Broschüren, audiovisuelle Medien, Ausstellungen, Mehrebenenkampagnen) und ihre Streuung in Zielgruppen sowie die Evaluation der Maßnahmen. Die BZgA unterstützt zudem die Qualitätsentwicklung in der Prävention und Gesundheitsförderung

Prävention und Gesundheitsförderung - Schwerpunkt Gesundheitskompetenz„Es gibt viel Verbesserungspotenzial im Bereich der Gesundheitskompetenz“

Wie steht es um die bewegungs-, ernährungs- und suchtbezogene Gesundheitskompetenz in Deutschland? Antworten darauf geben die BVPG-Vorstandsmitglieder Christine Kreider, Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS), Dr. Andrea Lambeck, BerufsVerband Oecotrophologie e.V. (VDOE) und Dr. Mischa Kläber, Deutscher Olympischer Sportbund e.V. (DOSB).

Bewegungsmangel, Übergewicht/Adipositas und der Konsum von Suchtmitteln nehmen zu. Die Pandemie hat die Situation weiter verschärft. Wie steht es um bewegungs-, ernährungs- und suchtbezogene Gesundheitskompetenz in Deutschland?

Christine Kreider (DHS): Suchtprävention trägt mit ihrer vielfältigen Arbeit zur Entwicklung und Steigerung der Gesundheitskompetenz bei. Sie ist ein wichtiger Baustein, um die Bevölkerung vor suchtbezogenen Schäden zu schützen. Abhängigkeitserkrankungen und riskante Nutzungsmuster entwickeln sich meist schleichend, über einen langen Zeitraum. Insofern ist es schwierig, zum jetzigen Zeitpunkt schon Aussagen hinsichtlich der Pandemie zu treffen. Die Corona-Krise ist für wissenschaftliche Untersuchungen in diesem Feld vergleichsweise „jung“.

Wie verschiedene Studien zeigen, nimmt eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung die Coronapandemie als belastend wahr. Die Beeinträchtigung der psychischen Gesundheit hängt eng mit den zu den unterschiedlichen Zeitpunkten geltenden Maßnahmen zusammen. Sie hat sich also im Verlauf der letzten beiden „Corona“-Jahre durchaus verändert.

Als Konsequenz liegt die These nahe, dass auch Suchtmittel vermehrt als Strategien genutzt werden, um mit diesen sich ständig ändernden, psychosozialen Belastungen umzugehen. Gerade vulnerable Gruppen sind besonders gefährdet, durch die Pandemie eine Konsumstörung oder ein abhängiges Verhalten zu entwickeln – das belegen die aktuell vorliegenden Daten. Diesen Zielgruppen müssen wir uns mit unserer Arbeit nun mehr denn je widmen!

Dr. Andrea Lambeck (VDOE): Ernährung und Gesundheit sind Trendthemen – und das nicht erst seit der Pandemie. Das Interesse rund um Ernährung und Lebensmittel hat in den letzten Dekaden kontinuierlich zugenommen und wurde durch die Pandemie noch verstärkt – insbesondere das Bewusstsein für die Herkunft sowie die Verbreitung und Zubereitung von Lebensmitteln. Auch die Frage, ob und wie eine gesundheitsfördernde Ernährung oder ein guter Ernährungszustand vor einer Infektion schützen oder den Verlauf einer Erkrankung beeinflussen, bewegt seither viele Menschen.

Das starke Interesse an Ernährung und Lebensmitteln führt dazu, dass zu diesen Themen extrem viel kommuniziert wird, sowohl in den klassischen Medien als auch in Social Media. Viele Menschen nehmen für sich in Anspruch, hier kompetent zu sein und kommunizieren als teilweise selbst ernannte „Expertinnen und Experten“. Besonders viel Aufmerksamkeit erlangen jedoch oftmals gerade die Influencerinnen und Influencer, die wenig fundierte, dafür aber unterhaltsame Informationen präsentieren. Folglich differieren die Informationen zu Ernährung und Gesundheit von wissenschaftsbasiert bis weltanschaulich-orientiert.

Die ernährungsbezogene Gesundheitskompetenz variiert dementsprechend, ebenso das ernährungsbezogene Gesundheitsverhalten. Folglich haben auch die ernährungsmitbedingten Gesundheitsprobleme/Erkrankungen eher zu- als abgenommen.

Dr. Mischa Kläber (DOSB): Das seit Jahren bestehende Problem des zunehmenden Bewegungsmangels hat sich durch die Corona-Pandemie zweifelsohne weiter zugespitzt. Diesbezüglich besteht absoluter Handlungsbedarf! Im ersten Corona-Jahr 2020 wurden allein bei Sportvereinen rund 800.000 Austritte verzeichnet, so viel wie noch nie. Auch das Deutsche Sportabzeichen legten im ersten Pandemiejahr lediglich 400.000 Sportbegeisterte ab. Im Vergleich zu den Vorjahren ist dies ein Rückgang von über 50 Prozent.

Insbesondere bei den größten Verlierern der Pandemie, bei den Kindern und Jugendlichen, brachen die Abnahmezahlen beim Sportabzeichen stark ein. Hier setzt die im letzten Jahr gestartete MOVE-Kampagne der Deutschen Sportjungend an, deren Ziel es ist, speziell Kinder und Jugendliche wieder oder auch neu für den Vereinssport zu gewinnen. Hinweisen möchte ich auch auf die kürzlich erschienen und flankierenden Informationsmaterialien des Bundesministeriums für Gesundheit zur Bewegungsförderung für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in den Lebenswelten Schule, Kindertagesstätte und Sportverein.


Über welche Strategien zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz können insbesondere vulnerable Zielgruppen erfolgreich erreicht werden?

Christine Kreider: Im Bereich der Suchtprävention ist es wichtig, fachlich fundierte Informationen zielgruppengerecht aufzubereiten und über entsprechende Kanäle zu streuen. Wir müssen die Zielgruppen dort abholen, wo sie sind und die Botschaften ansprechend und verständlich adressieren. Dazu gehört auch, Multiplikatorinnen und Multiplikatoren zu informieren und entsprechende Materialien für ihre suchtpräventive Arbeit bereitzustellen.

Ein Beispiel: Die bundesweite Aktionswoche Alkohol bietet eine geeignete Plattform, um ganz unterschiedliche Zielgruppen für die Risiken des Alkoholkonsums zu sensibilisieren. Die Präventionskampagne findet vom 14. bis 22. Mai 2022 statt. Im Fokus steht die Sucht-Selbsthilfe unter der zentralen Frage: „Wie ist deine Beziehung zu Alkohol?“

Dr. Andrea Lambeck: Ernährung ist ein wichtiges Handlungsfeld im Bereich von Gesundheitsförderung und Prävention. Viele etablierte Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention konnten während der Pandemie jedoch nicht in gewohnter Form angeboten werden: Insbesondere die Maßnahmen in den Lebenswelten wie Kita, Schule, Betrieb, Kommune wurden eingeschränkt. Seit jeher schwer zu erreichende Zielgruppen waren somit noch schwerer zu erreichen. Somit hat die Pandemie die gesundheitliche Chancengleichheit auch in dieser Hinsicht negativ beeinflusst.

Die Kommunikation von Ernährungsinformationen über Massenmedien konnte dieses Defizit nicht ausgleichen, auch weil die transportierten Informationen nur zum Teil einer Verbesserung der Gesundheitskompetenz dienen. Um die Chancen der Medien zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz zu nutzen, ist ein stärkeres Bewusstsein bei den Verantwortlichen erforderlich: Bei der Auswahl von Expertinnen und Experten muss auf ein Mindestmaß an Qualifikation geachtet werden, um die Seriosität und Glaubwürdigkeit der verbreiteten Informationen sicherzustellen!

Dr. Mischa Kläber: Vor dem Hintergrund der gesundheitlichen Chancengleichheit bieten die Strukturen des gemeinnützigen (Breiten)Sports besonders gute Bedingungen dafür, Bewegungsangebote für alle zu schaffen und zugänglich zu machen. Denn um vulnerable Gruppen zu erreichen, braucht es eine zielgruppenspezifische Ansprache und Angebote, die sich an den Besonderheiten und Bedürfnisse der Zielgruppe orientieren.

Seit mehr als 30 Jahren setzt sich der DOSB mit dem Bundesprogramm Integration durch Sport“, das mit jährlich rund 10 Millionen Euro durch den Bund gefördert wird, für Integration in und durch Sport ein. Im Bereich der vulnerablen Gruppen gibt es jedoch großen Bedarf, zusätzliche gesundheitsfördernde Maßnahmen zu erarbeiten.

Hervorzuheben ist beipielsweise, dass wir als DOSB über das „GeniAl-Projekt: Gemeinsam bewegen – Gesund leben im Alter“(gefördert von Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) und Bundesministerium für Gesundheit (BMG) modellhaft Zugangswege und Angebote für ältere Menschen mit Einwanderungsgeschichte mit einer Projektlaufzeit bis Ende 2023 entwickeln, erproben und evaluieren können. Der Kerngedanke dabei ist eine Verbindung aus niederschwelligen Bewegungsangeboten in der Lebenswelt und der Zusammenarbeit mit Multiplikatorinnen und Multiplikatoren aus der Peer-Group.


Welche wirksamen, evaluierten Ansätze zur Stärkung der Gesundheitskompetenz gibt es?

Christine Kreider: Es ist erwiesen, dass ein Policy-Mix aus verhaltens- und verhältnispräventiven Maßnahmen am wirksamsten ist, um gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Schäden vorzubeugen, die mit dem Gebrauch legaler und illegaler Suchtstoffe sowie den Folgen süchtigen Verhaltens verbunden sind.

Wirksame, evaluierte Maßnahmen finden sich beispielsweise in der Datenbank der Grünen Liste Prävention. Es gibt eine Vielzahl empfehlenswerter Ansätze, wie etwa „MOVE – Motivierende Kurzintervention bei konsumierenden Jugendlichen“ oder das „SKOLL Selbstkontrolltraining – Ein suchtmittelübergreifender Ansatz der Prävention und Frühintervention für Jugendliche und Erwachsene“.

Dr. Andrea Lambeck: Insbesondere niederschwellige Angebote in den Lebenswelten und eine Kombination aus Verhaltens- und Verhältnisprävention haben sich als wirksam bewährt, werden jedoch häufig durch gegenläufige Informationen zum Zusammenhang von Ernährung/Lebensmitteln und Gesundheit konterkariert. Insofern erscheint Ernährungsbildung, insbesondere in Kita und Schule, als ein nachhaltig erfolgreicher Ansatz zur Vermittlung von Ernährungskompetenz.

Dr. Mischa Kläber: An dieser Stelle ist das Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT von Bundesärztekammer und DOSB zu nennen, welches im Rahmen von Präventionskursen die bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz in den Vordergrund stellt. Das Siegel wird seit mehr als 20 Jahren erfolgreich umgesetzt, ist in weiten Teilen von den Krankenkassen zur Kostenübernahme zertifiziert und hat schon viele tausende Menschen erreicht, die Neu- oder Wiedereinsteigende in Sportvereinen werden möchten.

Daneben bietet das „Rezept für Bewegung“ von Bundesärztekammer, Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP) und DOSB – seit kurzem auch unterstützt durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) – die Möglichkeit, vulnerable Zielgruppen auch über ärztliche Beratung zu erreichen.

Spannend ist auch ein weiterer Ansatz, der sich im Rahmen des Projekts „Im Alter IN FORM“ der BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen e.V. und des Deutschen Turner-Bunds (DTB) zeigt: dieser bietet die Möglichkeit einer Fortbildung zu Bewegungstreffleitenden, um mit älteren Menschen einfache Bewegungsübungen auszuführen sowie die Gesundheitskompetenz auch in Bezug auf die Ernährung zu stärken.

Wird das Setting Kommune betrachtet, so kann beispielsweise durch attraktive und niederschwellig Angebote das Bewegungsverhalten gefördert werden – wie bspw. beim DOSB-Projekt „Platzwechsel. Bewege Dein Leben“. Kommunen sowie Städte und Stadtteile können bewegungsfreundliche Strukturen schaffen, um so den Menschen in ihrem gewohnten Lebensumfeld einfache Möglichkeiten zu körperlicher Aktivität zu bieten. Nichtsdestotrotz müssen bestehende Programme und Projekte fortlaufend evaluiert, als auch neue implementiert und ebenfalls wissenschaftlich begleitet werden.


Welche Strukturverbesserungen sind in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Sucht notwendig, um eine Stärkung/Verbesserung der Gesundheitskompetenz zu erzielen?

Christine Kreider: Strukturelle Maßnahmen sind eine zentrale Säule der Suchtprävention. Da gibt es gerade in Deutschland noch viel Verbesserungspotenzial! Wenn wir im Bereich der Suchthilfe über Verhältnisprävention sprechen, meinen wir Rahmenbedingungen, die folgende Ziele erreichen:

  • Suchtmittelkonsum legaler oder illegaler Substanzen und problematische Verhaltensweisen vermeiden oder weitestgehend hinauszögern
  • Früherkennung und -intervention bei riskanten Konsum- und Verhaltensmustern
  • Missbrauch und Abhängigkeiten reduzieren

Verhältnisprävention gewährleistet dabei das Funktionieren verhaltensbezogener Maßnahmen und sorgt für deren Nachhaltigkeit. In der Suchtprävention gibt es unterschiedliche „Stellschrauben“. Exemplarisch lassen sie sich am Beispiel Alkohol skizzieren – dem in Deutschland am meisten konsumierten Suchtstoff:

  1. Preiserhöhung: Der Preis für alkoholische Getränke beeinflusst den Gesamtkonsum in der Bevölkerung und damit auch das Ausmaß alkoholbezogener Probleme. Preispolitische Maßnahmen zeigen insbesondere bei Jugendlichen eine messbare Veränderung. Auch bei denjenigen, die häufig Alkohol konsumieren, ist dieser Effekt messbar.
  2. Regulierung des Alkoholkonsums im öffentlichen Raum: Im öffentlichen Raum Alkohol zu trinken, ist auf geeignete Räume/Plätze zu beschränken. Belästigungen, Schädigungen, Bedrohungen und Gewaltanwendungen gegen Personen und Sachen wird so vorgebeugt.
  3. Verfügbarkeit einschränken: Alkohol sollte nur hochschwellig zugänglich sein. Hierzu ist das Angebot in den Verkaufsstellen anzupassen: die Abgabe alkoholischer und nicht-alkoholischer Getränke ist zu trennen. Auch die 24-Stunden-Verfügbarkeit ist deutlich einzuschränken. Hiermit wird u.a. ein weiterer und wichtiger Beitrag zur Gewaltprävention geleistet.
  4. Werbung und Sponsoring verbieten: Das Marketing für Alkoholprodukte darf Minderjährige nicht erreichen. Untersuchungen zeigen, dass die Bewerbung alkoholischer Getränke einen messbaren Einfluss auf den Konsum von Kindern und Jugendlichen hat. Die Werbung für Alkohol, z.B. über Banner- und Trikotwerbung, ist in jedem Fall von Sportereignissen zu trennen!

Dr. Andrea Lambeck: Problematisch ist, dass sich im Bereich des Handlungsfeldes Ernährung innerhalb der Gesundheitsförderung und Prävention, aber auch darüber hinaus bis hin zur Ernährungstherapie, unterschiedlichste Akteure betätigen und nur ein Teil über die erforderliche fachliche und methodische Kompetenz verfügt. Es gibt in Deutschland bis heute keinen Schutz der Berufsbezeichnung „Ernährungsberatung“, so dass jede beziehungsweise jeder Dienstleistungen in diesem Bereich anbieten kann.

Zur Strukturverbesserung sind zum einen eine Qualitätssicherung für die kommunizierten Ernährungsinformationen und zum anderen ein Fokus auf qualifizierte Fachkräfte als Absender von Ernährungsinformationen erforderlich. Im Sinne des gesundheitlichen Verbraucherschutzes muss die Qualifikation der Anbietenden ebenso wie die Qualität der jeweiligen Ernährungsinformationen sichtbar und leicht erkennbar sein. Der Zugang zu qualitätsgesicherten Informationen beziehungsweise zu qualifizierten Angeboten der Gesundheitsförderung und Prävention muss allen Menschen möglich sein! Dies gilt insbesondere, da durch Missverständnisse in der Ernährungskommunikation oder „falsche“ Empfehlungen gesundheitliche Nachteile entstehen können.

Dr. Mischa Kläber: Für die Zukunft braucht es für das Themenfeld (Breiten)Sport, Bewegung und Gesundheit eine bundesweite Koordinierungsstelle, die die Kooperation, Koordination sowie Vernetzung aller relevanten Partnerinnen und Partner ausbauen und stärken soll.

Als gutes Beispiel sei hier die Bearbeitung des Themas Ernährung genannt, welches auf Bundesebene eine klare Verantwortung hat. Mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) findet diese Thematik eine ministeriale Heimat und wird im Rahmen von IN FORM fachgerecht finanziell und personell bearbeitet. Zudem gibt es das Bundeszentrum für Ernährung, das die Bevölkerung durch strukturierte Öffentlichkeitsarbeit aufklärt und informiert. Vergleichbares braucht es auch für (Breiten)Sport und Bewegung, um die breite Bevölkerung anzusprechen und die Relevanz in die Öffentlichkeit zu tragen, etwa in Form eines Bundeszentrums für Bewegung.

Neben einer Koordinierungsstelle braucht es zudem eine klare Zielperspektive in Form eines nationalen Gesundheitsziels „Bewegungsmangel reduzieren“. Die weitreichenden Folgen der Pandemie hinsichtlich Bewegung, Ernährung und Sucht gilt es jetzt dringend in einem breiten Bündnis aus Politik, gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren und der Zivilgesellschaft anzugehen!


Die Fragen stellte Ulrike Meyer-Funke, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.

Lesen Sie dazu auch:

Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Gesundheitskompetenz:

Interview mit Prof. Dr. Jürgen Pelikan, Leiter der internationalen Gesundheitskompetenz-Studie HLS19.

Interview mit den (Health Literacy Survey) HLS-GER 2-Studienleiterinnen Prof. Dr. Doris Schaeffer und Dr. Eva-Maria Berens vom Interdisziplinären Zentrum für Gesundheitskompetenzforschung (IZGK) der Universität Bielefeld. 

Mehr zu Prävention und Gesundheitsförderung erfahren Sie hier.

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Christine Kreider | Seit 2018 Referentin für Prävention bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS); seit 2015 bei der DHS (Tätigkeitsschwerpunkte: Suchtprävention und Frühintervention zum Thema „Alkohol“, Verhältnisprävention, Schutz vulnerabler Zielgruppen und geschlechtergerechte Gesundheitsförderung und Prävention); Studium der Health Communication (B. Sc.) und Public Health (M. Sc.). Seit 2020 Vorstandsmitglied der BVPG.

Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) ist die zentrale Dachorganisation der deutschen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe. Nahezu alle Träger der ambulanten Suchtberatung und -behandlung, der stationären Versorgung und der Sucht-Selbsthilfe sind in der DHS vertreten. Gemeinsam mit ihren Mitgliedsverbänden bildet die DHS ein starkes und qualifiziertes Netzwerk im Bereich der Suchtprävention, Suchtberatung, Suchtbehandlung und Sucht-Selbsthilfe. 

Dr. Andrea Lambeck | Seit 2018 des Geschäftsführerin des BerufsVerbandes Oecotrophologie e.V. (VDOE). Arbeitsschwerpunkte: Kommunikation, Management im Bereich Ernährung und Gesundheit. Ehrenämter: Sprecherin des Vorstands des 5 am Tag e. V. Seit 2020 Vorstandsmitglied der BVPG.

Der BerufsVerband Oecotrophologie e.V. (VDOE) setzt sich als berufspolitische Vertretung für alle ein, die Oecotrophologie, Ernährungs-, Haushalts-, Lebensmittelwissenschaften oder ein vergleichbares Studium abgeschlossen haben oder studieren. Derzeit repräsentiert der VDOE rund 4.000 Mitglieder. Vorrangige Ziele sind die Erschließung von Arbeitsgebieten für die Berufsgruppe sowie die Sicherung und Förderung ihres qualifikationsgerechten Einsatzes.

Dr. Mischa Kläber | Seit 2012 Ressortleiter für Präventionspolitik und Gesundheitsmanagement beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Lehrbeauftragter für die Themenfelder Sportorganisationen sowie Sport und Gesundheit am Institut für Sportwissenschaft der TU Darmstadt. 2009 – 2012 Wissenschaftlicher Assistent (Habilitand) an der TU Darmstadt, 2006 – 2009 Promotions­stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. 2009 Promotion in der Sportwissenschaft. Seit 2020 Vorstandsmitglied der BVPG.

Der Deutsche Olympische Sportbund e.V. (DOSB) mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein eingetragener Verein (e.V.) und die größte Personenvereinigung Deutschlands. Mit seinen 100 Mitgliedsorganisationen, in denen über 27 Millionen Mitglieder in rund 90.000 Sportvereinen organisiert sind, ist der DOSB der größte Bewegungsanbieter in Deutschland und versteht sich zugleich als „Anwalt für Bewegung“. Daher bringt sich der DOSB seit Jahrzehnten in entsprechenden Netzwerken und Bundesgremien ein.

Prävention und Gesundheitsförderung - 70 Jahre IUHPE“Strengthening health promotion systems worldwide is our effort”

The  2021 is a jubilee for the International Union for Health Promotion and Education (IUHPE): The celebration of its 70th anniversary. Dr. Liane Comeau, Executive Director at the IUHPE, talks about the greatest challenges, the upcoming world conference and the just published strategic plan 2021-2026.

International Union for Health Promotion and Education (IUHPE) is a global professional non-governmental organization dedicated to health promotion around the world. The association of individuals and institutions is committed to improving the health and wellbeing of the people through education, community action and the development of healthy public policy. The Federal Association for Prevention and Health Promotion e.V. (BVPG) has been a member of the IUHPE for many years.

Ms. Comeau, congratulations – the IUHPE celebrates 70 years of advancing global health promotion this year. How do you manage to keep an organization fresh and alive for so long in turbulent times?

Thank you! It is indeed a significant milestone for our organization. My impression, as a member from 2016 to 2018 and as Executive Director since 2018, is that the global community that mobilizes around this organization is very passionate about health promotion. One manifestation of this is that many people remain engaged for a long time and in various functions (as members, Executive Board members, Global Working Group members, etc.). This helps provide continuity, and our core mission remains relevant even after all this time – to foster equity in health and well-being.

There have also been organizational changes, for example the opening of the IUHPE International Secretariat at the School of Public Health of the Université de Montréal in 2017, which was an opportunity to expand our network of members and partners and to engage in new fruitful collaborations; the development of a presence on social media; the increased use of online tools to carry out our business.


How did you react to the pandemic?

Of course, the last year and a half has shown that we can also adapt to changing times and changing priorities. It quickly became evident to us that the COVID-19 pandemic shines a light on a broad range of health inequity issues. It was important to respond by showing that health promotion, as a field, could contribute solutions.

We put out a call for papers to our journal, Global Health Promotion, along with Health Promotion international, and the response was beyond our expectations. This resulted in two double issues of our journal and there are more articles to come. We also engaged in a project with partners in African and Indian communities, demonstrating how health promotion approaches and principles such as community engagement, capacity building, risk communication and basic preventive behaviours, are relevant and valuable in the context of a health crisis.


Every three years, the IUHPE World Conferences take place. Tell us more about it.

Our World Conferences are an opportunity to approach a timely theme from a health promotion perspective. In the lead up to the 23rd IUHPE World Conference on Health Promotion in Aotearoa New Zealand, during the conference, and ever since the conference, the organization has been more explicit in highlighting the role of health promotion to address what is perhaps the most important determinant of health – the state of our planet’s health. For example, the IUHPE Global Working Group on Waoira Planetary Health was created this year and we engaged with a project on grassroots efforts fostering health and planetary health. Both initiatives are led by members of our Executive Board members.

The upcoming conference next May aims to challenge current ways of thinking about policies for health, well-being and equity, for example by highlighting the opportunities presented by disruptions such as health crises.


The IUHPE is named as a Catalyst for Transformative Health Promotion Action. When you look back: What have been the greatest challenges so far, but also the greatest successes?

Addressing determinants of health in ways that have a real impact on equity is a challenge, as it calls for a systemic response that requires important commitments at various levels and across sectors. We have identified requirement for strong health promotion systems that provides a framework for this and we developing technical tools to support systemic action. As one of the requirements is a qualified work force, this framework also builds on previous successes of the organization, for example the IUHPE Global Accreditation System.

Running an accreditation system that highlights the value of the core competencies for health promotion and advocates for the recognition of these competencies is unique to our organization and we are investing time and resources to grow this system by registering qualified practitioners globally and through partners running National Accreditaton Organisations, accrediting courses of study with a health promotion focus, and offering activities – conferences, webinars, training and opportunities to engage – which promote the development of health promotion competencies. This, I feel, is an initiative that directly contributes to the development of health promotion globally.


For global active organizations, it is not always so easy to focus on regional issues or to be noticed and effective at a regional level. How do you master this task?

Regional committees are put in place and members within these regions of the world, for example North America, South West Pacific, and Africa elect a representative to IUHPE’s Executive Board who will represent their interest. There is much flexibility in the way these regional structures operate but developing work plans that align with the organization’s strategic directions while addressing local priorities can help provide coherence to the organization’s efforts.


Lately the IUHPE´s Strategic Plan 2021-2026 was developed in consultation with the IUHPE Executive Board and National Members. What´s the main content?

Our core mission has not changed in 70 years, however the challenge is to articulate it in relation to current priorities and issues in health, and to operationalize our plan for maximum impact. The current strategic plan features actions that are timely, well-defined and achievable within the proposed time frames as well as operational measure that support these actions. The most significant difference from our previous plan, however, is that the 2021-2026 strategic plan places a systems approach to health promotion as its central theme and overarching framework. This means that efforts go towards strengthening health promotion systems, which we believe is key to ensuring health and well-being sustainably and for all.

Of course, implementing plans and carrying out our mission over the years would not be possible without our global community of health promoters: our members. They operate at all levels (in individual roles as students, practitioners, researchers, active retirees; as regional, academic and national institutions) and all over the world. Our members support us, engage with us through activities such as conferences and working groups and are welcome to join us at any time. We are looking forward to gathering in Montreal in May 2022 at the upcoming IHUPE World Conference and hope you will join us, in person or online!


The questions are asked by Dr. Beate Grossmann, Managing Director of the Federal Association for Prevention and Health Promotion e.V., Germany (Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. (BVPG).

Lesen Sie dazu auch:

Interview mit Dr. Katharina Böhm, Geschäftsführerin der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (HAGE) und Mitherausgeberin des ersten Standardwerks zum Thema Health in All Policies (HiAP) in Deutschland: „Die Umsetzung von Health in All Policies erfordert die Beteiligung ALLER!“

Mehr zu Prävention und Gesundheitsförderung in den Lebenswelten erfahren Sie hier.

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Dr. Liane Comeau | is, since April 2018, the Executive Director of the International Union for Health Promotion and Health Education (IUHPE). She has worked in a pan-Canadian NGO, Invest in Kids, as Director of Research and Evaluation, and as Specialized Scientific Advisor at the “Institut national de santé publique du Québec” (INSPQ), focusing on health promotion initiatives targeting children, adolescents and families. Liane Comeau holds a doctorate in developmental psychology from McGill University. She has published scientific papers on various topics and co-authored several reports on policy-relevant topics while at the INSPQ.

The International Union for Health Promotion and Education (IUHPE) is a global professional non-governmental organization dedicated to health promotion around the world. For 70 years, the IUHPE has operated as an independent, global and professional network of people and institutions committed to improving the health and wellbeing of the people through education, community action and the development of healthy public policy. The IUHPE supports actions that empower people to control their own health and that promote healthy societies.

Prävention und Gesundheitsförderung - Schwerpunkt COVID-19„Die Bedeutung der Gesundheitsförderung ist auch während der COVID-19-Pandemie groß“

Die COVID-19-Pandemie wirkt sich auf alle Aspekte unseres Lebens aus und hat tiefgreifende sozioökonomische Folgen für die gesamte Bevölkerung – besonders trifft sie die Schwächsten und Vulnerabelsten der Gesellschaft, sagt Dr. med. Ute Teichert, Direktorin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen (AÖGW).

Welchen Beitrag kann Gesundheitsförderung leisten, um wirksam mit der COVID-19-Pandemie umzugehen?

Die Bedeutung der Gesundheitsförderung ist auch während der Pandemie groß und kann an verschiedenen Punkten ansetzen:

Bei gesundheitsfördernden Angeboten ist zu berücksichtigen, dass sich die Bevölkerung voraussichtlich noch länger in einer Ausnahmesituation befinden wird. Insbesondere das Thema soziale Isolation und deren Folgen sind dabei in den Fokus zu nehmen. Soziale Isolation trifft Menschen in sehr verschiedenen Situationen und Settings.

Zu dem Thema soziale Isolation sind von dem Kompetenznetz Public Health zu COVID-19 bereits verschiedenen Policy Briefs und Fact Sheets veröffentlicht worden. Sie verweisen u.a. darauf, dass die soziale Isolation nicht nur durch die mittlerweile gelockerten Kontaktbeschränkungen zustande kommt, sondern beispielsweise auch für Personen im Homeoffice ein Risiko darstellt.

Durch die Pandemie ist derzeit die Durchführung der gesundheitsfördernden Angebote oft nicht möglich.

Genau – viele gesundheitsfördernde Angebote können aufgrund von Hygiene- und Abstandsregelungen nicht in gewohnter Art und Weise durchgeführt werden, beispielsweise sind gruppenbezogene Bewegungsangebote nur in eingeschränktem Maß möglich.

Gesundheitsförderung muss sich auf die veränderten Bedingungen einstellen und hierbei zu neuen Konzepten kommen, die digitale Angebotsformen mitberücksichtigen. Neben Beratungsangeboten sind auch Online-Schulungen zum Selbstmanagement in der Krise, zur gesundheitsförderlichen Gestaltung des Homeoffice etc. mit zu berücksichtigen. Zentrale Aspekte der Gesundheitsförderung wie Teilhabe/Partizipation, Capacity Building und Empowerment spielen auch bei digitalen Angebotsformen eine wichtige Rolle.


Über COVID-19 wird viel berichtet. Jeden Tag gibt es neue Informationen. Welche Bedeutung hat die Stärkung der Gesundheitskompetenz?

Die Gesundheitsförderung kann bei der Stärkung der Gesundheitskompetenz einen wichtigen Beitrag leisten. Die Bevölkerung ist in hohem Maße verunsichert. Dazu tragen zwei Aspekte bei. Menschen werden erstmals mit empirischer Forschung live konfrontiert. Die Prinzipien des empirischen Forschungsprozesses, also Hypothese, Antithese, Synthese, und des wissenschaftlichen Arbeitens sind in der Bevölkerung verständlicherweise kaum bekannt. Dass Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bei einer unbekannten Situation im Umgang mit einem neuartigen Virus zu unterschiedlichen Aussagen und Forschungsergebnissen kommen können, ist für die Bevölkerung nur schwer verständlich. Hier kann die Gesundheitsförderung einen Beitrag zur Steigerung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung leisten.

Zusätzlich tragen Falschnachrichten in hohem Maße zur Verunsicherung bei. Zum Umgang mit Falschnachrichten in den Medien ist ebenfalls ein Fact Sheet des Kompetenznetzes Public Health zu COVID-19 veröffentlicht worden. Einen wesentlichen Beitrag könnte hier beispielsweise die BZgA leisten, indem sie allgemeinverständliche und Informationen in leichter Sprache zu COVID-19 und zum Sars-CoV-2 bereitstellt.


Sozioökonomische Faktoren haben Einfluss darauf, ob man an COVID-19 erkrankt und wie die Krankheit verläuft. Was heißt das für die Gesundheitsförderung?

Gesundheitsfördernde Angebote müssen insbesondere Personen in den Blick nehmen, die aufgrund ihres sozioökonomischen Status in stärkerem Maße betroffen sind. Analysen aus USA und UK zeigen, dass es einen starken sozialen Gradienten in der Ausbreitung des Sars-CoV-2 gibt und die Mortalität um ein Vielfaches höher ist als bei nicht deprivierten Personen. Eine weitere Studie aus Schottland kommt zu einem ähnlichen Ergebnis.

Für Deutschland liegen hierzu noch keine gesicherten Erkenntnisse vor. In einem Hintergrundpapier des Kompetenznetzes Public Health zu COVID-19 über „Indirekte Gesundheitsfolgen der aktuellen Maßnahmen zum Infektionsschutz in Deutschland“ kommen die Autorinnen und Autoren zu dem Schluss, dass auch in Deutschland diese Menschen den „höchsten Preis“ zahlen werden. Ein kaum beachteter Personenkreis sind Wohnungs- und Obdachlose. Nicht nur, dass sie kein Zuhause haben, indem sie bleiben können, auch der größte Teil der Unterstützungsstrukturen wie Tafeln, Unterkünfte und Bahnhofsmissionen ist bzw. war weggebrochen.

Gesundheitsförderung für sozial Deprivierte muss auf einer anderen Ebene ansetzen. Hier stehen strukturelle und existenzsichernde Maßnahmen in Wahrsten Sinne des Wortes im Vordergrund. Das heißt Maßnahmen müssen hier direkt auf das Überleben der Personen abzielen.

Zusätzlich sind Familien in den Blick zu nehmen. Kita- und Schulschließungen, fehlende Betreuungsmöglichkeiten und Hilfen durch den Allgemeinen Sozialdienst, das Jugendamt und anderen Einrichtungen haben dazu beigetragen, dass insbesondere sozial deprivierte Familien aufgrund ihrer Wohn- und Arbeitssituation und die dadurch gegebenenfalls bedingte finanzielle Notlage in hohem Maße belastet sind.

Erste Erkenntnisse weisen auf zunehmende Zahlen von Kindesvernachlässigung und -misshandlung hin. Für diesen Personenkreis gilt ebenso, dass die Aufrechterhaltung bzw. Wiederinbetriebnahme der Angebote und Betreuungen sowie weiterführende Hilfen zum Lebensunterhalt zentral sind. Gesundheitsförderung muss hier auf eine strukturelle Änderung hinwirken, um dadurch mittelbar die Gesundheit dieser Familien zu schützen.

Ebenfalls in den Blick zu nehmen sind systemrelevante Berufsgruppen sowie Akteurinnen und Akteure kritischer Infrastrukturen, kurz KRITIS, hier insbesondere Angehörige der Gesundheitsberufe, die ein extrem hohes und belastendes Arbeitsaufkommen haben sowie diejenigen, die infolge der Krise in Not geraten sind.

Wichtig ist auch der Fokus auf Familien und deren Lebensalltag. Durch den Wegfall der Betreuung der Kinder in Kindertagestätten und Schulen, konzentriert sich das Zusammenleben im Setting „Familie“. Hier müssen ad hoc viele verschiedene Anforderungen erfüllt werden. Neben der Organisation des Alltags, müssen auch die Aufgaben der Schule bei gleichzeitig stattfindendem Home Office gestemmt werden. Hier könnte die Gesundheitsförderung ansetzen, um Familien in der Krise zu stärken. Zu prüfen ist etwa, in welchem Rahmen erfolgreich aufgebaute Präventionsketten ihre Arbeit wieder aufnehmen können.


Inwiefern könnte man die Pandemie als Weckruf bezeichnen, die den Blick auf die Prävalenz und die Beeinflussbarkeit für das Entstehen von nichtübertragbaren Krankheiten (non-communicable diseases, NCDs) wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und deren Risikofaktoren nochmals schärft?

Dieser Weckruf ist leider noch nicht überall angekommen. Dass erst die Pandemie dazu beiträgt, den Blick auf die seit Jahren zunehmende Prävalenz von NCDs zu schärfen, ist an sich schon ein Umstand, der zu bedauern ist. Gleichzeitig deutet dies darauf hin, dass viele der bisher vorhandenen Maßnahmen wenig wirksam und nachhaltig waren.


Woran liegt das?

Mit verhaltensbezogenen Präventionsangeboten wird seit Jahrzehnten versucht, Menschen zu einem anderen Lebensstil zu bewegen. Tatsächlich ist es so, dass auch hier die sozialen Bedingungen unter denen Menschen leben, wohnen und arbeiten, einen bedeutenden Anteil daran haben. Das Institute of Health Equity des University College London unter Leitung von Prof. Sir Michael Marmot hat dazu verschiedene Berichte veröffentlicht. Insbesondere unter der Überschrift „The causes of the causes“ wird seit langem betont, dass Risikoverhaltensweisen am Ende eines Pfades liegen und alleine deren Veränderung nicht zu einer nachhaltigen Verbesserung der gesundheitlichen Chancen führen kann.

Das Konzept der Gesundheitsförderung baut auf Prinzipien wie Autonomie, Empowerment, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Intersektoralität auf. Müssen wir diese Prinzipien im Lichte von COVID-19 überdenken oder neu ausrichten?

Nein, meines Erachtens müssen diese Prinzipien nicht neu ausgerichtet werden. Sie sollten nur ihre konsequente Anwendung finden. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsförderung in einer Pandemie Berührungspunkte mit der Infektionsepidemiologie haben und sich diese wiederum mit den Auswirkungen sozialer Determinanten auf Gesundheit und Krankheit auseinandersetzen muss. In diesen Bereichen müssen dann Berührungsängste abgebaut werden. Das birgt die Chance neuer Netzwerke und Konstellationen, die wir unbedingt nutzen sollten.

Gesundheit muss in allen Politikbereichen eine Rolle spielen. Der Health in All Policies- Ansatz impliziert die Verankerung bzw. Berücksichtigung gesundheitlicher Belange in allen Politikbereichen. Hierbei geht es um ein sich gegenseitig ergänzendes und nicht widerstreitendes Miteinander.


Können Sie uns ein Beispiel nennen?

Ein wirklich gutes Beispiel ist die Stadt Utrecht in den Niederlanden. Dort wird konsequent eine Gesundheitsfolgenabschätzung, also ein Health Impact Assessment, bei neuen Projekten durchgeführt. Dadurch hat sich beispielsweise das Fachpersonal im Öffentlichen Gesundheitsdienst um ein Vielfaches erhöht.


Der Gesetzgeber hat erst kürzlich mit dem „Zweiten Gesetz zum Schutz der Bevölkerung bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“ zentrale Punkte im Infektionsschutzgesetz angepasst und dabei den Öffentlichen Gesundheitsdienst gestärkt. Erwarten Sie dadurch Veränderungen in der nationalen Gesundheitsförderungs- und Präventions-“Landschaft“?

Ja, das erwarte ich, denn die Veränderungen sind dringend notwendig. Es ist dringend erforderlich, dass die personelle Stärkung durch Fachkräfte im ÖGD dauerhaft umgesetzt wird und nicht nur auf die Zeit der Pandemie beschränkt bleibt. Nur Hilfskräfte in der Pandemie in die Gesundheitsämter zu schicken, reicht nicht aus.

Schon zu normalen Zeiten sind die Gesundheitsämter personell so schlecht aufgestellt, dass sie ihre originären Aufgaben nicht erfüllen können. Deswegen ist die im Gesetz vorgesehene Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes dringend notwendig. Ich würde mir aber wünschen, dass dies noch deutlich erweitert wird, denn das ist nur „ein Tropfen auf dem heißen Stein“.

Gesundheitsförderung und Prävention sind als Aufgabenbereiche des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in den letzten Wochen völlig aus dem Blickfeld gerutscht, was ich sehr bedauere. Gerade während der Pandemie wäre es unheimlich wichtig, das Hygieneverhalten und die Gesundheitskompetenz aller zu stärken. Wenn mit Blick auf Hygiene sich alle Bevölkerungsgruppen an präventive Verhaltensmaßnahmen halten würden, bräuchten wir über so drastische Einschnitte wie Lockdown nicht mehr zu sprechen.

Insofern fände ich es wichtig, dass sich alle Akteurinnen und Akteure in diese Richtung aufstellen. Dabei erscheint es mir von zentraler Bedeutung, „Schubladen“ im Kopf zu überwinden. Prävention und Gesundheitsförderung funktionieren auch im Bereich Infektionsschutz, man muss nur den Horizont erweitern und anders denken. Dem Ziel des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung können wir uns alle gemeinsam verpflichten. Ein guter Ansatz dazu ist die Initiative „Hygienetipps für Kids“, die zahlreiche Angebote für diesen Bereich enthält.


Die Fragen stellten Dr. Beate Grossmann und Ulrike Meyer-Funke, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.

Lesen Sie dazu auch:

Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Health in All Policies, Interview mit Prof. Dr. Ilona Kickbusch.

Mehr zu Prävention und Gesundheitsförderung erfahren Sie hier.

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Dr. med. Ute Teichert | Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen und Gesundheitswissenschaftlerin; Direktorin der Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf; Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e.V.; Vorstandsmitglied der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.; seit 1998 ist im Öffentlichen Gesundheitsdienst tätig.

Die Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen mit Sitz in Düsseldorf ist eine öffentlich-rechtliche Bildungsinstitution, die von den Bundesländern Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein finanziert wird. Sie wurde 1971 als bundesweit einzige länderübergreifende Einrichtung zur Aus-, Fort- und Weiterbildung aller Beschäftigten im Öffentlichen Gesundheitsdienst gegründet. Ferner gehört die angewandte Forschung im Bereich des Öffentlichen Gesundheitswesen zu ihren Aufgaben.

Interview: Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Bewegung und Bewegungsförderung„Bewegungsförderung ist in Deutschland dringend notwendig“

Welche Evidenz und welche Rahmenbedingungen bestehen zur Implementierung von Bewegung und Bewegungsförderung und wie sieht die Um­setzung von Bewegungsförderung in der Praxis aus? Mehr dazu von Angelika Baldus, hauptamtlicher Vorstand des DVGS, und Dr. Mischa Kläber, Ressortleiter für Präventionspolitik und Gesundheitsmanagement beim DOSB.

Die BVPG-Statuskonferenz „Bewegung und Bewegungsförderung“, hat Anfang März 2020 in Kooperation mit dem Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e.V. (DVGS) und dem Deutschen Olympischen Sportbund e.V. (DOSB) stattgefunden. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Errungenschaften der letzten Jahre für die Bewegungsförderung? Welchen Beitrag leistet der DVGS bzw. DOSB?

Angelika Baldus: Für mich sind es vor allem zwei Dinge, die ich hier hervorheben möchte: zum Einen die auf Basis der hervorragenden Evidenz für körperliche Aktivität, Bewegung und Bewegungsförderung entwickelten Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung. Und zum Zweiten die strukturierte Identifikation der Akteurinnen und Akteure, Berufsgruppen und Multiplikatoren, die für die Bewegung und Bewegungsförderung in Deutschland relevant sind. Der DVGS leistet an dieser Stelle in Kooperation mit der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) und seinen 30 kooperierenden Hochschulen eine wesentliche Arbeit zur Wissenschaftsbegründung und hat mit der SAMBA-Analyse in Kooperation mit den Universitäten Karlsruhe und Heidelberg eine Basis zum Wissenstransfer in die Anwenderorientierung gelegt. 

SAMBA steht für eine „systematische Erfassung relevanter Akteurinnen und Akteure, Berufsgruppen sowie künftiger Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in der Bewegungsförderung zur Analyse und Entwicklung eines interdisziplinären Netzwerks zur nachhaltigen Bewegungsförderung“. Mit SAMBA wurden die bereits vorhandenen Strukturen analysiert und ein interdisziplinäres Netzwerks zur nachhaltigen Bewegungsförderung aufgebaut. Wir als DVGS erstellen Konzepte für biopsychosozial ausgerichtete Bewegungsangebote, die epidemiologisch fundiert und evidenzbasiert sind. Die darauf aufbauenden Maßnahmen werden dann in Kooperation mit den sport-und bewegungswissenschaftlichen Instituten und den rund 3.000 natürlichen und juristischen DVGS Mitgliedern bundesweit flächendeckend umgesetzt und evaluiert.

Mischa Kläber: Die Nationalen Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung sind in der Tat eine Errungenschaft für die Bewegungsförderung in Deutschland. Sie verweisen u.a. auf das große Potenzial des Sports und bezeichnen die Sportvereine unter den Zielgruppen „Kinder & Jugendliche“, „Erwachsene“ und „Ältere Menschen“ als wichtige Kooperationspartner. Auch die genannte SAMBA-Studie belegt die Schlüsselrolle der Sportverbände. Neben den Bewegungsempfehlungen und den Erkenntnissen aus der SAMBA-Studie und der u.a. damit einhergehenden Evidenzgrundlage hat nicht zuletzt auch das 2015 in Kraft getretene Präventionsgesetz viel Dynamik in die Handlungsfelder der Gesundheitsförderung und Prävention gebracht. Davon profitieren natürlich auch die Bewegungsförderung und der gemeinnützige Sport: Sportvereine und der DOSB werden im Präventionsgesetz genannt. Im Begründungsteil wird auf unser Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT und das Rezept für Bewegung von DOSB und Bundesärztekammer verwiesen.

Die Bundesrahmenempfehlungen der Nationalen Präventionskonferenz (NPK) geben eine gute Orientierung für Umsetzungsmaßnahmen: Sportvereine werden als wichtige Partner herausgestellt. Länder und Kommunen haben die Vereine beim Ausbau von Bewegungsangeboten zu unterstützen. Auch die Sport- und Gesundheitsministerkonferenz (SMK/GMK) haben sich mit Bewegungsförderung auseinandergesetzt; hier sei auf die SMK/GMK-Beschlussfassung „Unterstützung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivitäten“ verwiesen. Der gemeinnützige Sport ist integraler Bestandteil – und SPORT PRO GESUNDHEIT wird explizit als zu unterstützendes Instrument benannt. Alle entsprechenden Prozesse wurden vom DOSB fachlich begleitet und unterstützt.

Welcher Erfolg konnte denn insbesondere für vulnerable Zielgruppen erreicht werden?

Mischa Kläber: Man merkt, dass auch die Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) die Notwendigkeit einer intensiveren Befassung mit vulnerablen Zielgruppen verinnerlicht haben. Das zeigt sich auch an den Schwerpunktsetzungen des GKV-Bündnisses Gesundheit.

Angelika Baldus: Vulnerable Gruppen sind als wichtige Zielgruppe erkannt worden und sind u.a. durch das 2015 verabschiedete Präventionsgesetz und den in dessen Rahmen von den Kostenträgern verabschiedeten Bundesrahmenempfehlung endlich in den Fokus gerückt worden.

Aber lassen Sie mich an der Stelle hinzufügen: Bewegung hat trotz der eindeutigeren Evidenzgrundlage gegenüber der Ernährung einen geringeren politischen Stellenwert.


Woran liegt das?

Angelika Baldus: Dies liegt meines Erachtens daran, dass der „Sport“ im Bundesinnenministerium zwar eine eindeutige ministerielle Zuordnung hat, die Volkskrankheit „körperliche Inaktivität“ bzw. die „Bewegung und Bewegungsförderung“ aber in keinem Ministerium verankert ist. Für den Bereich Ernährung gibt es das Bundeszentrum für Ernährung, das zur Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung gehört und die Arbeit des Bundesministeriums für Ernährung unterstützt. Eine vergleichbare Institution gibt es für die Bewegung bisher nicht. Erfreulicherweise hat sich die Arbeitsgruppe „Bewegungsförderung im Alltag“ im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) verorten können, was unter anderem auch zu den beiden eben genannten Errungenschaften führte. Aber die politische Unterstützung für die Bewegung fehlt in dem Maße, wie sie für die Ernährung gewährleistet ist.


Mischa Kläber: Ich kann Frau Baldus nur zustimmen: Bewegungsförderung hat keine ministeriale Heimat wie etwa Ernährung. Es gibt für Bewegung und gesundheitsorientierten Sport keine/n unmittelbar zuständige/n Minister/in. Auch bei IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung – lässt sich ein Schiefstand zuungunsten des Bewegungsthemas feststellen. Lediglich das BMG und hier die IN FORM-AG „Bewegungsförderung im Alltag“, unter der langjährigen Leitung von Frau Dr. Ute Winkler, setzt sich seit Jahren für das Bewegungsthema auf der Bundesebene ein. Daher gilt Frau Winkler auch unser besonderer Dank!


Und wo sehen Sie Entwicklungsbedarf?

Mischa Kläber: Ein nationales Gesundheitsziel „Bewegungsmangel reduzieren“ würde aus Sicht des DOSB einen ersten richtigen und wichtigen Schritt darstellen, um bezüglich der dringend notwendigen Bewegungsförderung in Deutschland zu mehr Verbindlichkeit zu kommen.

Angelika Baldus: Dem kann ich zustimmen: Es gibt genügend Evidenz, um Bewegung und Bewegungsförderung als ein eigenes Gesundheitsziel zu begründen. Eine weitere Forderung ist sicherlich ein beim BMG angesiedeltes „Bundeszentrum für Bewegung und Bewegungsförderung“. Ein solches Zentrum müsste, um erfolgreich arbeiten zu können, paritätisch aus Wissenschaft und Anwenderorientierung besetzt sein sowie mit Akteurinnen und Akteure, die in der SAMBA-Analyse identifiziert und benannt wurden. 


Wie bewerten Sie denn die Entwicklung der E-Health-Angebote zur Bewegungsförderung?

Angelika Baldus: Digitale Medien und telemedizinische Verfahren können „echte“ Bewegungsangebote im biopsychosozialen Kontext ergänzen – aber nicht ersetzen. So können im Sinne der „Bewegungsbezogenen Gesundheitskompetenz“ Bewegungs-, Steuerungs- und Selbstregulationskompetenzen hervorragend durch digitale Medien begleitet werden wie zum Beispiel Messenger, Apps, Snack Contents, Sprechstunden, Onlineprogramme. Sie alle sollten aber durch Expertinnen und Experten oder ausgebildete Fachkräfte begleitet werden, um die Qualität der Anwendung zu sichern.

Mischa Kläber: Das kann eine gute Ergänzung sein, geht aber – wie alles im Leben – sicherlich auch mit Beschränkungen und Risiken einher. Der DOSB hat daher dazu eine Unterarbeitsgruppe „Online“ eingesetzt, die sich dezidiert mit dieser Thematik beschäftigt.


Welchen positiven Effekt erhoffen Sie sich aus dem 2019 eingerichteten Förderschwerpunkt des BMG „Bewegung und Bewegungsförderung“?

Angelika Baldus: Wir erhoffen uns eine evidenzbasierte und evaluierte Modulsammlung zur biopsychosozial orientierten „bewegungsbezogenen Gesundheitskompetenz“. Diese Modulsammlung soll dann als Basis dienen für die Konzeption, Realisation und Evaluation von bewegungsbezogenen Versorgungsketten unter Einbezug von Lebensphasen und Lebenswelten. Es wäre schön, wenn die Einzelprojekte miteinander vernetzt würden als Versorgungsketten für die Prävention und Gesundheitsförderung und daraus nicht wieder eine „Projektitis“ entstünde. Der DVGS ist im Beirat des BMG-Förderschwerpunktes und wird sich dafür einsetzen, die Ergebnisse der Einzelprojekte in einen Gesamtbaukasten zu überführen.

Mischa Kläber: Auch der DOSB ist in den Projektbeirat des BMG berufen worden. Für uns ist angesichts des Ausschreibungsschwerpunkts „Implementierungsforschung“ ausschlaggebend, was nun von der klaren empirischen Evidenz auch wirklich für die Praxis nutzbar gemacht wird. Es muss also um den Praxistransfer gehen. Wir haben eine Studie nach der anderen und zugleich einen drastisch zunehmenden Umsetzungsstau; es müssen nun endlich die vorhandenen PS aus den unterschiedlichsten Bereichen koordiniert und im Hinblick auf möglichst viele Synergien auf die Straße gebracht werden. Alle schönen Studien dieser Welt bringen nichts, wenn die produzierten Erkenntnisse nicht in der Praxis umsetzbar sind. Hier zu nennen sind u.a. die Stichworte „Nachhaltigkeit“ und „Verstetigung“.

Warum haben sich zwei Mitgliederorganisationen der BVPG gemeinsam für eine Statuskonferenz BVPG engagiert?

Angelika Baldus: DVGS und DOSB bilden die in SAMBA identifizierten wichtigen Schlüsselakteurinnen und -akteure für Bewegung und Bewegungsförderung. Beide Kooperationspartner möchten ein Signal für Interaktion und Vernetzung setzen – trotz Wettbewerb. Die Kooperation von Wissenschaft und Anwenderorientierung ist bei beiden Partnern besonders sinnvoll. Wir wollten zeigen, wie aktiv und engagiert Mitglieder der BVPG Themen in der BVPG voranbringen können. Besonders schön wäre, wenn mit solchen Aktivitäten auch politische Botschaften verknüpft werden könnten. Das würde vielleicht auch andere Mitglieder der BVPG ermutigen, aktiver zu werden. 

Mischa Kläber: Das hat Frau Baldus so schön formuliert, dass es von meiner Seite aus nichts hinzuzufügen gibt. Lediglich noch eines: vielen herzlichen Dank an den DVGS und die BVPG für die sehr gute Zusammenarbeit!


Die Fragen stellten Inke Ruhe und Ulrike Meyer-Funke, Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V.

Weitere Informationen zur BVPG-Statuskonferenz „Bewegung und Bewegungsförderung“ erhalten Sie hier.

Lesen Sie dazu auch:

Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Gesundheitliche Chancengleichheit. Interview mit Brigitte Döcker, Vorstandsmitglied des AWO Bundesverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, Vorständin Sozial- und Fachpolitik Deutscher Caritasverband, Maria Loheide, Vorständin Sozialpolitik Diakonie Deutschland und Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes – Gesamtverband.

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Angelika Baldus  | Seit 2018 Hauptamtlicher Vorstand des Deutschen Verbands für Gesundheitssport und Sporttherapie e.V. (DVGS), seit 1990 Geschäftsführerin des DVGS; Studium Lehramt mit 1. und 2.  Staatsexamen für Sport und Geschichte Sek. I und II; Qualitätsauditorin TÜV.

Der Deutsche Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e.V. (DVGS); für die Förderung der öffentlichen Gesundheit durch Bewegung. Als Fachverband qualifiziert er Bewegungsfachkräfte und vertritt deren Interessen in Öffentlichkeit und Politik. Er fördert die Wissenschaft und sorgt für die Umsetzung der Ergebnisse in der Praxis, indem er qualitätsgesicherte Bewegungsprogramme konzipiert und diese den Akteuren im Gesundheitssystem zur Verfügung stellt.

Dr. Mischa Kläber | Seit 2012 Ressortleiter für Präventionspolitik und Gesundheitsmanagement beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Zudem ist er Lehrbeauftragter für Sportsoziologie am Institut für Sportwissenschaft der TU Darmstadt und für das Themenfeld Bewegung und Gesundheit an der FAU Erlangen-Nürnberg. Zuvor war er von 2009 bis 2012 Wissenschaftlicher Assistent (Habilitand) an der TU Darmstadt und von 2006 bis 2009 Promotions­stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. 2009 erfolgte die Promotion in der Sportwissenschaft.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit Sitz in Frankfurt am Main ist ein eingetragener Verein (e.V.) und die größte Personenvereinigung Deutschlands. Mit seinen 100 Mitgliedsorganisationen, in denen über 27 Millionen Mitglieder in mehr als 90.000 Sportvereinen organisiert sind, ist der DOSB der größte Bewegungsanbieter in Deutschland und versteht sich zugleich als „Anwalt für Bewegung“. Daher bringt sich der DOSB seit Jahrzehnten in entsprechenden Netzwerken und Bundesgremien ein.