Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt: Digitalisierung„Settingbezogene Gesundheitsförderung und Prävention in der digitalen Transformation“

Dem Einfluss der Digitalisierung auf die settingbezogene Gesundheitsförderung und Prävention widmet sich der Sammelband von Prof. Dr. Christoph Dockweiler, Anna Lea Stark und Joanna Albrecht. Aus verschiedenen Perspektiven werden die Auswirkungen der digitalen Transformation auf das Handlungsfeld betrachtet, u. a. aus politisch-gestaltender Sichtweise mit einem Beitrag der BVPG.

Die Digitalisierung hat Auswirklungen auf alle Lebens- und Gesellschaftsbereiche, einschließlich der Gesundheitsförderung und Prävention. Orte und Einrichtungen (nachfolgend Settings), in denen wir uns aufhalten, werden immer digitaler und zunehmend spielt sich unser Alltag auch in digitalen oder virtuellen Umgebungen ab. Dies schafft neue Herausforderungen, aber auch Ansatzpunkte und Handlungsräume für die Gesundheitsförderung und Prävention. Um diese Veränderungen hinsichtlich ihrer Wirkungen auf Gesundheit zu verstehen und mitzugestalten, ist ein gemeinsames Verständnis des digitalen Wandels sowie des Begriffs digitalisierter Settings grundlegend.

In dem vom Verband der Privaten Krankenversicherung e.V. geförderten Forschungsprojekt Lebensweltbezogene Gesundheitsförderung und Prävention im Zeitalter der Digitalisierung befassten wir uns von November 2019 bis Januar 2022 mit der Erarbeitung einer Definition digitalisierter Settings im Kontext der Gesundheitsförderung und Prävention. Um die zentralen Erkenntnisse des Forschungsprozesses zu kondensieren und diese zusammen mit einer Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren aus dem Handlungsfeld zu diskutieren, haben wir einen Sammelband zur settingbezogenen Gesundheitsförderung und Prävention in der digitalen Transformation auf den Weg gebracht, von dem wir uns wesentliche Impulse für den aktuellen Diskurs erhoffen.

Settings als Stellschrauben der Gesundheit

Umgebungen, in denen wir leben, lernen, arbeiten und unsere Freizeit verbringen und in denen Einfluss auf unsere Gesundheit genommen wird, werden im Sinne der Weltgesundheitsorganisation als Settings (teils auch Lebenswelten) bezeichnet. Hierzu gehören z. B. Schulen, Betriebe, Kommunen oder Gesundheitseinrichtungen. Für die Gesundheitsförderung und Prävention sind Settings von besonderer Bedeutung, da sie eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung des Gesundheitsverhaltens der Settingmitglieder und ihrer Gesundheitschancen spielen. Durch die Schaffung gesundheitsförderlicher Strukturen in Settings können die Gesundheit und das Wohlbefinden verbessert werden, sodass Settings relevante Orte der Gesundheitsförderung und Prävention darstellen.

Digitalisierung verändert Settings und wie wir unser Leben darin gestalten

Damit Settings auch im Zuge der Digitalisierung zu derartigen Möglichkeitsräumen für Gesundheit werden können, müssen zunächst die Veränderungen in Settings, insbesondere ihrer Strukturen, Kulturen, Strategien, Bereiche und Prozesse durch die Digitalisierung betrachtet werden. Das Setting Betrieb ist beispielsweise durch Telearbeit im Homeoffice sowie die Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen zunehmend mit digitalen Technologien durchdrungen. Auch weitere Settings, wie Versorgungseinrichtungen (z. B. durch den Einsatz telemedizinischer Verfahren) sowie Bildungseinrichtungen (z. B. durch den Einsatz von E-Learning) unterliegen einem digitalen Wandel. In jedem dieser Settings entstehen neue Gesundheitschancen und -risiken und somit neue Ansatzpunkte, aber auch Herausforderungen für ihre gesundheitsfördernde Gestaltung.

Digitalisierung als Hebel der gesundheitsfördernden Gestaltung von Settings

Die Gesundheitsförderung und Prävention in Settings werden durch die Digitalisierung in zweierlei Hinsicht verändert. Zum einen werden neue gesundheitsfördernde und präventive Technologien in Settings eingesetzt, die stärker personalisierte Ansätze ermöglichen oder auf einen niedrigschwelligeren Zugang zu gesundheitsbezogenen Angeboten abzielen. So können z. B. mit Wearables gesammelte und mit Künstlicher Intelligenz analysierte Gesundheitsdaten für eine Individualisierung von Präventionskonzepten eingesetzt werden. Auch kann der gesamte Prozess (z. B. Problemanalyse, Maßnahmenplanung oder Evaluation) von Gesundheitsförderungsprojekten in Settings digital unterstützt werden.

Zum anderen bedarf es neuer Konzepte der Gesundheitsförderung und Prävention, wenn digitale Technologien in Settings Einzug erhalten und dadurch einen positiven oder negativen Einfluss auf die Gesundheit der Settingmitglieder nehmen. So können beispielsweise Gesundheitsrisiken durch den Einsatz digitaler Technologien in Settings mittels Technikfolgenabschätzungen berücksichtigt und adressiert werden. Beide Entwicklungen gehen mit der Veränderung von Settingstrukturen einher, da bestehende Prozesse und geltende Rahmenbedingungen im Setting durch den Einfluss der Digitalisierung verändert werden. Es bedarf einer Rückkopplung zwischen Digitalisierung und Gesundheit, wenn sich Settings transformieren. Dies kann im Rahmen einer gesundheitsförderlichen Gestaltung der digitalen Transformation geschehen.

Bleibende Fragen in Forschung und Praxis

Es wird deutlich, dass sich Settings und damit auch Möglichkeiten der Gesundheitsförderung in der digitalen Transformation verändern. Bisher bleibt jedoch unklar, wie genau sich Settings in ihren Strukturen, Kulturen, Strategien und Prozessen transformieren und welche gesundheitsbezogenen Herausforderungen damit einhergehen. Auch ist fraglich, ob neue digitale oder virtuelle Umgebungen wie z. B. Social Media-Plattformen als Settings definiert werden können. Es bedarf einer operationalisierbaren Definition, die über bestehende Definitionen von digitalen Settings hinausgeht, sowie eines Diskurses zwischen beteiligten Akteurinnen und Akteuren.

Mit unserem Sammelband stoßen wir den Diskurs an

Im Sammelband wird von Seiten der Wissenschaft, der Praxis und der Politik reflektiert und diskutiert, was die digitale Transformation von Settings und die Verfügbarkeit neuer digitaler Tools für die settingbezogene Gesundheitsförderung und Prävention bedeuten. Die Autorinnen und Autoren geben dabei Einblicke in unterschiedliche Settings, Forschungsergebnisse und Praxiserfahrungen. Als Einstieg in den Sammelband stellen wir ein neues Begriffsverständnis digitalisierter Settings im Kontext des Settingansatzes vor.

Der erste Teil des Sammelbandes vereint wissenschaftliche Perspektiven auf das Thema. Prof. Dr. Nadine Pieck diskutiert das vorgestellte Begriffsverständnis mit Blick auf die Digitalisierung als Lernfeld für Settings. Das digitale Betriebliche Gesundheitsmanagement wird von Prof. Dr. Gudrun Faller untersucht. Matthias Meyer adressiert Non-Profit-Organisationen als Settings und Gunnar Voß, Prof. Dr. Rahim Hajji und Ulrike Scorna präsentieren eine Studie zu E-Learning zur Minderung von Prüfungsangst in Hochschulen. Abschließend wird der Forschungsstand zu gesundheitlicher Chancengleichheit im Kontext digitaler Gesundheitsförderung/Prävention in Settings von Dr. Berit Brandes, Dr. Heide Busse, Dr. Stefanie M. Helmer und Dr. Saskia Muellmann dargelegt.

Der zweite Teil des Sammelbandes umfasst die Praxis-Perspektive. Dr. Susanne Giel, Ludwig Grillich, Lena Köhler und Dr. Elitsa Uzunova berichten, wie Digitalisierung die Arbeit als Evaluatorinnen und Evaluatoren in der Gesundheitsförderung verändert. Mit Blick auf Pflegereinrichtungen präsentieren Eva Obernauer und Simon Lang ihre Erfahrungen mit digitalen Angeboten im Projekt „Qualitätssiegel Lebensort Vielfalt®“. Markus Möckel gibt einen Einblick in das Setting der E-Sport-Vereine. Für das Setting Eingliederungshilfe berichten Dr. Dirk Bruland, Kilian Krämer, Laura Herrera Bayo und Prof. Dr. Änne-Dörte Latteck von dem Projekt „#ROOKIE“. Zuletzt wird das Projekt „Die Gesundheit Fernstudierender stärken“ zu digitalem Studentischem Gesundheitsmanagement von Prof. Dr. Christel Salewski, Jessica Kemper, Jun.-Prof. Dr. Philip Santangelo und Dr. Jennifer Apolinário-Hagen vorgestellt.

Im dritten Teil des Sammelbandes kommen politisch-gestaltende Akteurinnen und Akteure sowie Präventionsträger zu Wort. Dr. Beate Grossmann, Dr. Uwe Prümel-Philippsen und Inke Ruhe beleuchten, wie Digitalisierung aus Sicht der Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung gelingen kann. Mariella Seel, Julia Anna Deipenbrock, Jelena Sörensen und Ludwig Grillich beschreiben die Entwicklung digitaler Gesundheitsförderungsangebote für den Verband der Privaten Krankenversicherung. Wie die Digitalisierung die Arbeit der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Mecklenburg-Vorpommern beeinflusst, wird von Friederike Keipke und Kristin Mielke geschildert. Der Sammelband schließt mit einem Beitrag von Dr. Anja Bestmann, Marion Kiem und Dr. Stefan Winter zur Digitalisierung in der Prävention der Deutschen Rentenversicherung.


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Der Sammelband „Settingbezogene Gesundheitsförderung und Prävention in der digitalen Transformation – transdisziplinäre Perspektiven“ wird von Prof. Dr. Christoph Dockweiler, Anna Lea Stark und Joanna Albrecht, Universität Siegen, herausgegeben. Er ist Teil der Sammelbandreihe „Gesundheitsforschung. Interdisziplinäre Perspektiven“ der Nomos Verlagsgesellschaft.

Prof. Dr. Christoph Dockweiler | Inhaber der Professur für Digital Public Health am Department für Digitale Gesundheitswissenschaften und Biomedizin an der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Siegen. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Analyse der Wirkung, Implementierung und Nutzung von Interventionen im Bereich von Digital Public Health mit Fokus auf Fragen der Nutzerorientierung und der Anwendung von Methoden der partizipativen Versorgungsforschung. Er hat Health Communication und Public Health an der Universität Bielefeld studiert und dort seine Promotion abgeschlossen.

Anna Lea Stark | Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin an der Professur für Digital Public Health der Universität Siegen. Ihre Forschungsschwerpunkte sind digitale Gesundheitsförderung und Prävention sowie Telerehabilitation. Sie hat Health Communication und Public Health an der Universität Bielefeld studiert.

Joanna Albrecht | Forschungsreferentin an der Professur für Digital Public Health der Universität Siegen und Doktorandin an der Gesundheitswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bielefeld. Ihre Forschungsschwerpunkte sind digitale Teilhabe sowie digitale Gesundheitsförderung und Prävention. Sie hat Health Communication und Public Health an der Universität Bielefeld studiert.

Die Professur für Digital Public Health ist am Department Digitale Gesundheitswissenschaften und Biomedizin an der Lebenswissenschaftlichen Fakultät der Universität Siegen angesiedelt. Die Professur befasst sich mit der Entwicklung, Erprobung und Anwendung von Informations- und Kommunikationstechnologien in der Gesundheitsförderung, Prävention und pflegerischen sowie medizinischen Versorgung unter besonderer Berücksichtigung der Nutzerorientierung sowie Evidenzbasierung.

Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt: Klimawandel„Für die Gesundheitsgefahren des Klimawandels sensibilisieren“

Basis der Beratungen beim Präventionsforum 2022 war das in einem partizipativen Prozess entwickelte Papier zur Gesundheits-, Sicherheits- und Teilhabeförderung in Lebenswelten im Kontext klimatischer Veränderungen (kurz: NPK-Papier Klima und Gesundheit). Dr. Monika Kücking, GKV-Spitzenverband, erläutert Ziele und Inhalte des Papiers.

Das Präventionsforum, das die BVPG im Auftrag der Nationalen Präventionskonferenz (NPK) durchführt, hatte 2022 „Klimawandel und Gesundheit – Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten“ als Schwerpunktthema.

Die Nationale Präventionskonferenz verabschiedet Handlungsgrundlagen zur gesundheitsorientierten Bewältigung des Klimawandels

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) stellt der Klimawandel die größte Gesundheitsbedrohung für die Menschheit dar. Er bringt neue Gesundheitsprobleme mit sich, verstärkt bestehende und hat enorme Auswirkungen auf alle gesellschaftlichen Bereiche. Hierauf sollte reagiert werden. Klimawandelbedingte Gesundheitsgefahren können durch klimaschützende und -anpassende Maßnahmen vermindert oder verhindert werden. Dies kann angesichts der enormen Herausforderung nur durch einen gesamtgesellschaftlichen und politikfeldübergreifenden Ansatz sowie ein breites bürgerschaftliches Engagement gelingen. Auch Gesundheitsförderung und Prävention können hier einen Beitrag leisten. Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel sind in allen Lebenswelten wie Kommunen, Schulen und Betrieben als wichtige Aufgaben zu verankern und umzusetzen. Dabei müssen Mensch, Natur und Umwelt im Sinne eines „One Health“-Ansatzes systemisch betrachtet werden.

Die Nationale Präventionskonferenz (NPK) möchte dazu beitragen, den mit dem Klimawandel einhergehenden gesundheitlichen Risiken frühzeitig durch lebensweltbezogene Aktivitäten zur Prävention, Gesundheits-, Sicherheits- und Teilhabeförderung zu begegnen. Dabei soll die beste verfügbare Evidenz zu wirksamen sowie zweckmäßigen Maßnahmen und Vorgehensweisen genutzt werden.

Daher haben wir, die stimmberechtigten Mitglieder der NPK, uns 2022 unter Einbezug der beratenden Mitglieder sowie weiterer Organisationen und Verbände intensiv dem Thema Klimawandel und Gesundheit gewidmet. Gemeinsam haben wir in einem partizipativen Prozess Handlungsmöglichkeiten, -notwendigkeiten und insbesondere Unterstützungsbeiträge aufgabenbezogen zusammengetragen und transparent gemacht. Das entsprechende Papier mit dem Titel „Prävention, Gesundheits-, Sicherheits- und Teilhabeförderung in Lebenswelten im Kontext klimatischer Veränderungen“ (kurz: NPK-Papier Gesundheit und Klima) wurde auf dem Präventionsforum 2022 diskutiert, auf Basis der Erkenntnisse des Forums finalisiert und im November 2022 nunmehr von der NPK beschlossen.

Ziel des NPK-Papiers Gesundheit und Klima ist es zum einen, in Deutschland für Gesundheitsförderung und Prävention Verantwortliche und Zuständige für die Gesundheitsgefahren des Klimawandels zu sensibilisieren. Zum anderen soll es zu einer Intensivierung präventiver Anstrengungen sowie zu einer verbesserten Koordination beitragen. Aus Sicht der NPK ist ein abgestimmtes Vorgehen unerlässlich, um die gesellschaftliche Herausforderung zu meistern, Gesundheitsgefahren durch den Klimawandel vorzubeugen und klima- sowie gesundheitsschützend zu agieren.

Eine erfolgreiche Bewältigung erfordert jedoch ein Zusammenwirken, das über die in Deutschland für Gesundheitsförderung und Prävention verantwortlichen und zuständigen Akteure hinausgeht. Aufgrund der Größe und Komplexität dieser Aufgabe kommt es darauf an, dass sich alle Träger öffentlicher Aufgaben zusammen mit Wirtschaft, Medien, Zivilgesellschaft engagieren. Besonders wichtig ist dabei ein hohes Maß an Transparenz und kontinuierlicher Abstimmung, um koordiniert und zielgerichtet zu handeln sowie Synergien auszuschöpfen. Einen Beitrag dazu soll das Papier der NPK leisten. Es skizziert Unterstützungsbeiträge, die die Mitglieder der NPK und die von ihnen repräsentierten Organisationen zur Bewältigung des Klimawandels und damit verbundener Gesundheitsgefahren beisteuern können.

Mit dem NPK-Papier Gesundheit und Klima möchten wir einen Beitrag dazu leisten, dass Leistungen der Gesundheitsförderung und Prävention nicht nur die individuelle Gesundheit verbessern, sondern auch zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen beitragen. Dies kann aus unserer Sicht gelingen, wenn vorhandene Strukturen, Prozesse, Projekte und Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention bei der Planung und Umsetzung klimaschützender bzw. anpassender Aktivitäten berücksichtigt und Anknüpfungspunkte sowie Synergien genutzt werden.

Zum Beispiel bieten kommunale bzw. stadtteilbezogene Netzwerke wie das Gesunde Städte Netzwerk oder Gesundheitsregionen die Möglichkeit, Themen bzw. Maßnahmen zu Klimaschutz und -anpassung praxisnah zu diskutieren, partizipativ zu entwickeln, aufeinander abzustimmen und nachhaltig zu verankern. Gleichzeitig sollten klimaschützende und -anpassende Elemente in bestehende verhältnis- und verhaltenspräventive, gesundheits-, sicherheits- und teilhabeförderliche Strukturen, Netzwerke, Prozesse, Projekte und Maßnahmen integriert und entsprechender Austausch gefördert werden. So können beispielsweise Maßnahmen zu einem gesundheitsfördernden Ernährungsverhalten zugleich die Klima- und die CO2-Bilanz sowie den Wasser- und Flächenverbrauch verbessern helfen.

Dabei kann die Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit den Erfolg wesentlich unterstützen. Ziel muss es sein, dass Aktivitäten partizipativ gestaltet werden, sodass sie für alle Menschen auffindbar, zugänglich und nutzbar sind. Bestehende Barrieren müssen abgebaut bzw. reduziert werden, um gesunde Umwelt- und Lebensverhältnisse für alle Menschen zu schaffen. Auch mit dem Klimaschutz und der Klimaanpassung verbundene finanzielle Belastungen müssen fair verteilt und sozial ausgewogen gestaltet werden.

Das NPK-Papier Gesundheit und Klima, das im November 2022 von der NPK verabschiedet worden ist, soll fortan zu einem verstärkten Handeln führen. Wir freuen uns, wenn viele Akteure die Verbreitung des Papiers unterstützen und sich am weiteren Prozess auch mit eigenen Beiträgen beteiligen. Sie sind herzlich eingeladen, den Link zum NPK-Papier weiterzugeben und gemeinsam mit uns auf die Umsetzung der Empfehlungen hinzuwirken. Künftig sollen auch die Bundesrahmenempfehlungen nach § 20d Abs. 3 SGB V Aussagen zur Verhinderung und Minderung klimawandelbedingter Gesundheitsgefahren im Kontext lebensweltbezogener Gesundheitsförderung und Prävention treffen.

Auch wenn das Thema Klimawandel im Gesundheitswesen insgesamt noch relativ neu ist, zeigte uns unter anderem das Präventionsforum 2022, dass sich neben der NPK bereits viele Akteure im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention auf den Weg gemacht haben. Neben dem gemeinsamen Handeln müssen gleichermaßen eigenverantwortlich notwendige Schritte im jeweiligen Einflussbereich eingeleitet und verfolgt werden.

Der GKV-Spitzenverband als stimmberechtigtes Mitglied der NPK unterstützt die Verhütung der mit dem Klimawandel einhergehenden Gesundheitsgefahren im Bereich der Prävention zum Beispiel, indem er den Leitfaden Prävention, der als Grundlage für die Präventionsangebote der Krankenkassen dient, weiterentwickelte. Krankenkassen erhalten mit der Neufassung des Leitfadens erweiterte Handlungsmöglichkeiten zur Unterstützung der Versicherten, der kommunal Verantwortlichen sowie der Träger von Lebenswelten und Betrieben zu gesundheitlich relevanten Aspekten des Klimaschutzes und der Klimaanpassung.


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Prävention und Gesundheitsförderung – Schwerpunkt Klimawandel: Interview mit Prof. Dr. Susanne Moebus, Direktorin des Instituts für Urban Public Health am Universitätsklinikum Essen und Keynote-Speakerin des Präventionsforums 2022: „Klimawandel und Gesundheit können zum positiven Narrativ werden“.

Interview mit BVPG-Präsidentin Dr. Kirsten Kappert-Gonther MdB: „Es muss einfacher werden, einen gesunden Alltag zu leben“.

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Dr. rer. pol. Monika Kücking | Seit 2008 Leiterin der Abteilung Gesundheit beim GKV-Spitzenverband. Zuvor Abteilungsleiterin beim Verband der Angestellten-Krankenkassen und wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen.

Die Nationale Präventionskonferenz (NPK) wurde mit dem am 25.07.2015 in Kraft getretenen Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention eingeführt. Ihre Aufgabe ist es, eine nationale Präventionsstrategie zu entwickeln und fortzuschreiben (§§ 20d und 20e SGB V). Träger der NPK sind die gesetzliche Kranken-, Unfall- und Rentenversicherung sowie die soziale Pflegeversicherung, vertreten durch ihre Spitzenorganisationen: GKV-Spitzenverband, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau sowie Deutsche Rentenversicherung Bund. Sie bilden die NPK als Arbeitsgemeinschaft nach § 94 Absatz 1a SGB X.

Der GKV-Spitzenverband ist der Verband aller gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen. Als solcher gestaltet er den Rahmen für die gesundheitliche Versorgung in Deutschland; er vertritt die Kranken- und Pflegekassen und damit auch die Interessen der 73 Millionen Versicherten und Beitragszahlenden auf Bundesebene gegenüber der Politik und gegenüber Leistungserbringenden wie der Ärzte- und Apothekerschaft oder Krankenhäusern. Der GKV-Spitzenverband übernimmt alle nicht wettbewerblichen Aufgaben in der Kranken- und Pflegeversicherung auf Bundesebene.